Scheibengipfeltunnel: Röhre frei für den Verkehr

500 Gäste bei der Freigabe des 135-Millionen-Projekts, das die Reutlinger Innenstadt entlasten soll

Um 17.17 Uhr ist es gestern so weit gewesen: Politiker aus Bund, Land und Gemeinden sowie Reutlingens OB Barbara Bosch durchschneiden das schwarz-rot-goldene Band und geben den Scheibengipfeltunnel unter der Achalm nach acht Jahren Bauzeit frei.

28.10.2017

Von Thomas de Marco

Blick aus dem Scheibengipfeltunnel, wo am Südportal der historische Moment der Freigabe mit Reden vorbereitet wird.Bild: Haas

Blick aus dem Scheibengipfeltunnel, wo am Südportal der historische Moment der Freigabe mit Reden vorbereitet wird.Bild: Haas

Rund 20 000 Fahrzeuge sollen von heute an täglich durch die Röhre rollen und die Reutlinger Ortsdurchfahrt, durch die etwa 65 000 Autos am Tag fahren, entlasten.

Die Route durch den Tunnel sei zwei Kilometer kürzer als die bisherige Ortsdurchfahrt, spare Nerven sowie Kraftstoff und erspare den Automobilisten 20 Ampeln, sagt Staatssekretär Norbert Barthle vom Bundes-Verkehrsministerium vor gut 500 Gästen über das 135 Millionen Euro teure Bauwerk. „Das ist gut angelegtes Steuergeld! Ich hoffe, dass auch die, die gegen den Tunnel waren, von den Vorteilen überzeugt sind.“

Von den Gegner sind nicht wenige da: Einerseits Menschen aus Lichtenstein, die „Albaufstieg jetzt planen“ fordern. Andrerseits welche, die gegen die Bevorzugung des Autoverkehrs demonstrieren und Schilder mit „Regionalstadtbahn jetzt!“ hochhalten. An alle, die nun auf den Anschluss Richtung Alb warten, sagt Regierungspräsident Klaus Tappeser, dass um den Tunnel herum eine Netzwirkung entstehen soll. „Der Albaufstieg ist im vordringlichen Bedarf.“

„Für Reutlingen ist die Eröffnung des Scheibengipfeltunnels ein glanzvoller Schlusspunkt unter ein halbes Jahrhundert des Hoffen und Bangens, des Planens und Prüfens, der Fortschritte und Rückschläge, der Diskussionen und Proteste“, betont OB Bosch. Den endgültigen Startschuss hätten die Mittel des Konjunkturpakets II im Februar 2009 gegeben.

Damals habe sich die Reutlinger Kommunalpolitik sehr geschickt um die Geldquellen nach der Finanzkrise bemüht, erklärt Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann. „Nur Tübingen war darüber nicht so glücklich, weil dadurch der Schindhaubasis-Tunnel das Nachsehen hatte.“

Aber eine Modellrechnung zeige, dass trotz Tunnel die Grenzwerte für Luftreinhaltung nicht eingehalten werden könnten, so Hermann. „Wir müssen mehr tun. Leute, kauft saubere Autos oder steigt um!“ Nach Segnung des Tunnels und Durchschneiden des Bands fährt dann eine Flotte von Elektro- und Hybridautos durch den Tunnel, anschließend radelt die „Critical Mass“, die Dauer-Aktion für bessere Radverkehrsbedingungen, durch die Röhre. Heute Morgen ist es dann auch für den Individualverkehr so weit: Wer durch den Tunnel fährt, entlastet die Innenstadt. Was das Projekt aber genau bewirkt, muss sich erst noch zeigen.

Das Landwirtschaftsministerium mischt mit

Norbert Barthle überraschte gestern mit der Neuigkeit, dass er mittlerweile Staatssekretär des Landwirtschaftsministeriums sei. Denn am Dienstag hat Alexander Dobrindt das Bundes-Verkehrsministerium ab- und an seinen CSU-Kollegen Christian Schmidt vom Landwirtschaftsministerium übergeben. „Es ist ein Novum, dass ein Staatssekretär vom Landwirtschaftsministerium einen Tunnel freigibt“, sagte Barthle. Landesverkehrsminister Winfried Hermann ging aber fest davon aus, dass Barthle den Tunnel nicht gleich umpflüge. Außerdem war der Staatssekretär vom neuen Minister sofort wieder ans Verkehrsministerium abgeordnet worden.

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Erstellt:
28.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 16sec
zuletzt aktualisiert: 28.10.2017, 01:00 Uhr

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