Zum Verwechseln ähnlich

Zum Verwechseln ähnlich

Französische Komödie um ein dunkelhäutiges Paar, das ein weißes Baby adoptiert und deswegen mit  Vorurteilen konfrontiert wird.

10.04.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Am Anfang sind sogar die Eltern ein bisschen irritiert. Die dunkelhäutigen Franzosen Paul (Lucien Jean-Baptiste, auch Regie) und Sali (Aïssa Maïga) wollen ein Kind adoptieren und bekommen, weil sie keine Präferenzen angegeben haben, ein hellhäutiges Baby zugeteilt. Während das Ehepaar den Säugling schnell lieb gewinnt, tut sich die Gesellschaft mit dem untypischen Umstand schwer.

Da ist zum Beispiel die Ärztin, die Sali in der Sprechstunde indigniert fragt, warum die Mutter des Kinds nicht mitgekommen sei. Auf dem Spielplatz hält man die junge Schwarze ebenfalls für die Nanny. Auch aus den eigenen Reihen kommt Gegenwind: Für Salis aus dem Senegal stammende Eltern ist das blonde Baby ein Fremdkörper, und sie unternehmen alles, die noch nicht rechtskräftige Adoption zu hintertreiben. Darin treffen sie sich mit einer Dame vom Jugendamt, der die Multikulti-Richtung nicht passt und die das Ehepaar deswegen mit eng getakteten Kontrollbesuchen schikaniert.

Das klingt bitter, tatsächlich fällt „Zum Verwechseln ähnlich“ aber ins Genre der Frankreich gerade so beliebten Rassismus-Komödie („Monsieur Claude“, „Ein Dorf sieht schwarz“), die Borniertheit mit Witz bloßstellen und ad absurdum führen will. Dabei geht es freilich nicht um fremdenfeindliche Hetze à la Front National, sondern um den eher unscheinbaren Alltagsrassismus der gewöhnlichen Leute. Anders als in „Monsieur Claude“ werden dessen betrübliche Konsequenzen für die Betroffenen jedoch nicht unterschlagen. Generell gibt es in dem Film aber keine wirklich bösen Menschen, allenfalls dumme, die zudem in der Lage sind, ihr Verhalten zu korrigieren, wenn bloß ihr Herz ordentlich gerührt wird.

Der Hang zum Sentimentalen raubt der Geschichte einiges von ihrer Durchschlagskraft. Auch die Pointen treffen nicht immer ins Schwarze. Zu oft sucht Regisseur Jean-Baptiste („Triff die Elisabeths“) sein Heil in überzeichneten Nebenfiguren und überkandidelter Situationskomik – und leistet damit seinerseits dem Vorurteil Vorschub, dass es vor afrikanischem Kulturhintergrund grundsätzlich etwas hysterisch zugeht.

Die sympathische Komödie gegen Alltagsrassismus verheddert sich zu oft in unverbindlichem Klamauk.