Wonder Woman

Wonder Woman

In der Comicverfilmung kämpft eine Amazonen-Prinzessin im Ersten Weltkrieg gegen Kriegsgott Ares, den Strippenzieher des Bösen.

14.04.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Vor ein paar Wochen wurde dem in Formeln erstarrten und kommerziell schwächelnden Superheldenkino noch ein schleichender Tod prophezeit. Seit letztem Wochenende ist wieder alles anders. In den USA legte „Wonder Woman“ einen rekordnahen Kinostart hin, flankiert vom Jubel der Kritiker, von denen einige einen feministischen Relaunch des Genres konstatierten. Das mag in Zeiten, in denen auch Ivanka Trump eine Feministin ist, wenig besagen. Einigen kann man sich, dass das Leinwandsolodebüt der Comicfigur (die in „Batman vs. Superman“ bereits ein Gastspiel gegeben hat) erheblich frischer und abwechslungsreicher ist als die letzten, eher müden Auftritte ihrer männlichen Kollegen.

Der von Patty Jenkins („Monster“) inszenierte Film zerfällt in drei recht unterschiedliche Teile, die aber alle ihren speziellen Reiz haben. Er beginnt als utopischer Entwurf einer matriarchalen Gesellschaft. Mythologischer Schauplatz ist eine idyllische, von der übrigen Welt abgeschottete Amazonen-Insel, deren Bewohnerinnen von großer Sanftmut sind, sich aber gleichwohl mit harten Wehrübungen gegen einen möglichen Angriff ihres Erzfeinds, des Kriegsgotts Ares, wappnen.

Die begabteste Kämpferin ist die Zeus-Tochter Diana (Gal Gadot), die eines Tages den amerikanischen Soldaten Trevor (Chris Pine) aus dem Meer fischt. Von ihm erfährt die angehende Wonder Woman, dass im fernen Europa ein verheerender Krieg (gemeint ist der Erste Weltkrieg) tobt. Diana hegt den Verdacht, dass hinter dem Metzeln ein perfider Plan von Ares zur Vernichtung der Menschheit steckt und bricht zwecks dessen Vereitelung mit Trevor nach Europa auf.

Mit der Ankunft in London wechselt der Film zur Komödie, halb Kulturclash- und halb Screwball-, deren Witz vor allem darin liegt, dass Diana die aus ihrer Sicht höchst absurden Gepflogenheiten der Menschen – die Verpestung der Umwelt oder die Diskriminierung von Frauen – mit ungläubigem Staunen, Spott und manchmal auch erfrischender Wut quittiert.

Im letzten Abschnitt geht es dann auf die Schlachtfelder und in die Schützengräben, wo die Heroine mit ihren Martial-Arts-verwandten Superkräften den Bösen Saures gibt, sich aber auch in punkto Mitgefühl von den komplett abgestumpften Normalsterblichen abhebt.

Trotz etlicher Action-Einlagen bleibt jedoch auch der Erzählung, anders als in vielen Superheldenfilmen der letzten Zeit, genügend Luft zum Atmen. Sie kreist um den von Danny Huston gespielten deutschen General Ludendorff (den es wirklich gab), der mit Hilfe eines weiblichen Mad Scientists (der frei erfunden ist) ein hypertödliches Giftgas entwickelt. Oberlehrer mögen dieses Fleddern der realen Historie befremdlich finden, doch in sich und auf einem metaphorischen Level ist dieser Plot durchaus schlüssig.

Luft nach oben hat das angehende Franchise bei den Dialogen, die mitunter schrottiger sind, als es selbst bei einer Comicverfilmung der Fall sein müsste. Der Schlachtruf „Ich glaube an die Liebe“, mit dem Diana in den Showdown zieht, ist angesichts ihres zuvor so unkonventionell entwickelten Charakters jedenfalls purer Nonsens.

Diese sympathische Amazone bringt nicht nur Frauenpower, sondern auch Sanftmut und Witz ins Superheldengenre.