„Mentalität ist ein Störfaktor“

Fußball:Luka Silic von Landesligist Croatia Reutlingen ist gegen Heimatverein FC Rottenburg gesperrt

Vor der Saison wechselte Luka Silic vom Verbandsligisten VfL Nagold zum SV Croatia Reutlingen. Mit dem empfängt er am Samstag (15.30 Uhr) seinen Heimatverein FC Rottenburg. Mitspielen darf der 20-Jährige gegen den FCR aber nicht, er ist gesperrt.

13.05.2016

Von Moritz Hagemann

Hier bekämpft Luka Silic (links) seinen Gegenspieler Tammo Heinzler von der TSG Tübingen. Archivbild: Rippmann

Hier bekämpft Luka Silic (links) seinen Gegenspieler Tammo Heinzler von der TSG Tübingen. Archivbild: Rippmann

Kreis Tübingen. Vor knapp einem Monat bekam Luka Silic die rote Karte unter die Nase gehalten. In der 64. Minute des Landesliga-Spiels zwischen Croatia Reutlingen und der TuS Metzingen. Der Reutlinger Verteidiger habe zunächst den Ball, dann den Kopf des Gegenspielers getroffen, der sich auch unweit der Grasnarbe befunden habe. Das Urteil: acht Pflichtspiele Sperre. „Das hat mich geschockt!“, sagt der 20-Jährige, der schon vier Spiele abgesessen hat: „Und das ist schon viel für so ein Foul.“ Sein Klub hat Berufung gegen das Urteil eingelegt – erfolglos, trotz positiver Aussagen einiger Metzinger. Silic ist enorm verärgert.

Denn das anstehende Spiel ist nicht wie jedes andere: Der Innenverteidiger kickte bis zur A-Jugend beim FCR, sein B-Jugendtrainer war Osman Stumpp. Der trainiert mittlerweile die Rottenburger Landesliga-Mannschaft. In der Winterpause habe es auch Kontakt zwischen beiden gegeben. Könnte Silic zum FCR zurückkehren? „Das ist eine Option“, sagt der 20-Jährige. Aber eigentlich auch nur, weil er in Tübingen Jura studiert. „Und ich muss das irgendwie mit dem Fußball verbinden.“

Denn eigentlich scheint Silic zu Höherem berufen. In der A-Jugend ging er zur TSG Balingen, lehnte ab, als die TSG ihn dann in der zweiten Mannschaft in der Landesliga ausbilden wollte. Stattdessen ging er zum VfL Nagold in die Verbandsliga. „Da habe ich konstant gespielt“, sagt er. Und an der Seite von Ex-Profi Marcel Schuon (unter anderem VfB Stuttgart, VfL Osnabrück) in der Defensivkette gelernt: „Er hatte ganz brauchbare Tipps für mich.“ Doch vor dem ersten Rückrundenspiel der vergangenen Saison sprang Silic im Training die Kniescheibe heraus – das Saison-Aus.

Dann lockte Croatia, gerade als Meister in die Landesliga aufgestiegen. „Ich war euphorisiert vom Aufstieg“, sagt Silic heute, „letztendlich weiß ich nicht, ob das der richtige Schritt war.“ Es gebe ihm zwar „ein Heimatgefühl“, und es mache ihn auch stolz, für Croatia zu spielen, doch der 20-Jährige deutet an, dass ein Verbleib in Nagold für seine Entwicklung wohl besser gewesen wäre. Bei den Reutlingern jedoch lockte auch die Aussicht, mit Bruder Nikola zusammen zu kicken. Der ging aber im Winter zum TSV Hirschau. „Schade, sehr schade“, urteilt Luka Silic, der sagt: „Eigentlich will ich ein, zwei Ligen über der Landesliga spielen“ – wäre da nicht das Studium. Für welchen Klub er zukünftig spielt, das könne er jetzt noch nicht sagen.

Dass das kroatische Team aktuell im Abstiegskampf der Landesliga steckt, habe seine Gründe: „Die kroatische Mentalität ist ein Störfaktor“, sagt er, „wir nehmen viele Sachen zu leicht.“ Sein Team wolle zu viel über die spielerische Ebene lösen, wobei Werte wie der Kampf und die Laufbereitschaft zu kurz kommen. Denn: „Von den Einzelspielern her müssen wir unter den Top 8 in dieser Liga stehen“, sagt Silic. Aus den vergangenen fünf Spielen holte Croatia nur vier Punkte. Der in Rottenburg wohnende Silic sagt: „Wir stecken gerade ein bisschen in der Krise.“

Schon Vater Ivica Silic hatte in der Region einen Namen

Am Familientisch im Hause Silic ist Fußball immer ein Thema. „Wir sprechen täglich darüber“, sagt Luka Silic. Vater Ivica sei für ihn „mein eigener Trainer“, der Papa versuche, den Sohnemann stetig zu verbessern. Der 52-jährige Ivica Silic war wie sein jüngster Sohn Luka ebenfalls ein Verteidiger und Spielertrainer beim FC Rottenburg, der Spvgg Mössingen und dem VfB Bodelshausen. Mit 43 Jahren schnürte Ivica Silic sogar nochmal für den SV Wendelsheim in der Bezirksliga die Stiefel. Seine beste Zeit hatte Silic senior Anfang der 90er-Jahre, als er mit dem SSV Reutlingen in der Regionalliga kickte. „Darüber erzählt er mir viel“, sagt Luka Silic. Beim SSV spielte Ivica Silic unter anderem mit dem früheren Hoffenheim-Trainer Markus Gisdol, dem einstigen Bundesliga-Stürmer Sreto Ristic oder Kristijan Djordjevic (später bei Stuttgart und Schalke) zusammen.